Geschichte von Julia Hofmann
Es war ein harter Aufstieg, der sich fast so anfühlte, als wäre es genauso viel Hike-a-Bike wie pedalieren, aber endlich sind wir hier. Wir stehen hoch oben auf dem höchsten Punkt des Cronin Passes über Smithers, BC, der Wind heult, die Luft fühlt sich kalt an und ich schaue hinab auf die unendliche Weite der kanadische Landschaft und auf diesen einen epischen Trail den ich gleich unter die Stollen nehmen werde.
Es ist Mitte August, aber mit jeder durchdringenden Windböe spüre ich, dass der Herbst nicht mehr weit entfernt ist. Wir haben den ganzen Tag damit verbracht hier hoch zu kommen und die Sonne steht jetzt schon sehr tief am Horizont. Die Bergklippen werfen lange Schatten und die Farben unserer Umgebung beginnen sich langsam zu sättigen. Die Szenerie ist eine Mischung aus Frieden und Einsamkeit, vermischt mit unserer wachsenden Erwartung in den Trail einzutauchen. Es ist ein Gefühl von Freiheit und Glück.
Als ich jung war, begannen meine Abenteuer klein und mit der Zeit wuchsen sie allmählich. Als Kind bin ich mit meinem Pferd durch Felder und Wälder in der Nähe des Hauses meiner Eltern bei Lichtenfels geritten und jedes Mal habe ich meine Runde erweitert. Nicht weit entfernt von dem Haus meiner Großeltern, gibt es einen schönen kleinen Waldweg, das war das erste echte Stück Singletrack, auf dem ich mit meinem Bike gefahren bin und genau dieses Gefühl, sich auf zwei Rädern schnell durch den Wald zu bewegen, ist mir bis heute geblieben.
Im Laufe der Zeit lernte ich die Wälder um meine Heimat in Oberfranken so gut kennen, dass ich schließlich begann, mich nach Abenteuern umzusehen. Ich machte Roadtrips mit meinem alten Käfer zu Bikeparks in Deutschland, dann weiter nach Österreich, Schweiz, Spanien oder Italien. Als ich das Gefühl hatte, dass ich alles in Fahrweite gefahren bin, war der nächste logische Schritt, einen Flug zu buchen. Dann war es soweit, ich stand am Flughafen um für den Flug nach Kanada einzuchecken.
Meine erste internationale Reise mit dem Bike war Kanada vor 10 Jahren und ich werde nie das Gefühl vergessen, auf einem anderen Kontinent zu landen, mein Bike aufzubauen und meine Reifen in den kanadischen Waldboden zu stecken. Aus genau diesem Grund wird Kanada für mich immer ein besonderer Ort sein. Es ist riesig, mit seinen endlosen Wäldern und mächtigen Bergen, und es gibt die perfekten Singletracks, die durch eine dramatischen Landschaften führen. Die Qualität der Bike Strecken ist es, die das Fahren hier vom Rest der Welt unterscheidet. Die Wege sind speziell für das Biken angelegt. Es ist für jeden etwas dabei und die speziell angefertigten Uphill Strecken können genauso lustig sein wie die unglaublichen Abfahrten.
Während die Sonne unter einer endlosen Horizontlinie von Gipfeln und Graten verschwindet, beginnt der übersättigte Filter zu verblassen. Es ist Zeit zu gehen, bald ist das Licht komplett weg und eine lange Abfahrt liegt noch vor uns. Am Fuße des Berges, versteckt im Wald, steht eine kleine Hütte in der wir übernachten wollen, bevor wir uns weiter auf den Weg zur nächsten unglaublichen Location machen. Ich senke meinen Sattel ab, fange an in den Trail hinein zu rollen und schon werde ich mit einer weiteren unglaublichen kanadischen Abfahrt verwöhnt.
Je mehr ich reise und Trails in den verschiedene Teilen der Welt befahre, klingt das berühmte Sprichwort, "je mehr sich die Dinge ändern, desto mehr bleiben sie gleich", richtig für mich. Das Gefühl, das sich beim Aufstieg auf den Gipfel eines Berges einstellt und die Vorfreude, wenn man auf die Abfahrt blickt, ist nicht anders als bei meinen ersten Abenteuern in den Wäldern von Lichtenfels im Alter von sechs Jahren.