von Andréane Lanthier Nadeau
Ich schätze mich glücklich, das Fahren schon im jungen Alter für mich entdeckt zu haben. Ich war sogar so jung, dass meine Mutter mich im ersten Jahr zu jedem Training in meinem Sportverein begleiten musste. Wer damals in Québec City ein Mountainbike fuhr, der nahm auch an Rennen teil. Als Kind ging es bei den Rennen um so viel mehr, als nur um die Ergebnisse; Rennen eröffneten die Chance auf viele Erlebnisse. Sie gaben einem die Möglichkeit, zu lernen, wie man sich Ziele setzt, und die Gelegenheit, mit Freunden Campingausflüge und Reisen zu unternehmen. Mir hat das Rennen außerdem wirklich Spaß gemacht, und deshalb war es eine Win-win-Situation für mich.
Vor vier Jahren bin ich nach Vancouver Island, British Columbia gezogen, um mit der Cross-Country-Nationalmannschaft zu trainieren. Es war nicht einfach, von Québec und meiner Community dort wegzuziehen, aber mir wurde klar, dass ich eine Veränderung brauchte. Mit den Jahren war meine Leidenschaft fürs Fahren etwas ziellos geworden. Der jahrelange Fokus auf Zahlen und Resultate hatte seine Spuren hinterlassen und ich hatte den Spaß an der Sache verloren. Aber mir war auch klar, dass mit dem Biken für mich noch lange nicht Schluss war, und ich hoffte, dass die Westküste mir neue Perspektiven eröffnen würde.
Das Eintauchen in diese neue Fahrkultur war für mich ein Wendepunkt. An der Westküste fand ich eine Perspektive zum Mountainbiking, bei dem das Abenteuer und der Spaß im Mittelpunkt standen. Es war eine neue Erfahrung für mich, mit einer Community unterwegs zu sein, die zum Vergnügen Rad fuhr, wo sich Freunde am Wochenende mit ihren Bikes trafen und den Sport liebten, ohne Rennen zu fahren. Die Herausforderung des neuen Terrains war ein Impulsgeber, der mich wieder in eine Anfängermentalität zurückversetzte und mir einen Neuanfang mit dem Mountainbiking ermöglichte.
Der Umzug war eine gute Idee gewesen und es dauerte nicht lange, bis ich in den Wäldern des pazifischen Nordwestens meine Leidenschaft fürs Biken wiederentdeckte. Ich wurde daran erinnert, weshalb ich Rad fahre: weil ich es liebe! Ich fand mich zurückversetzt in die Zeit vor den Rennen, als wir als Kinder in Québec auf unseren Fahrrädern gespielt haben. Damals rasten wir durch so viele Schlammlöcher wie möglich, fuhren unsere Räder rückwärts, sangen lauthals, während wir durch die Straßen fegten, erschreckten einander bei Nachtfahrten, wuschen unsere Haare im Bach am Zeltplatz und kühlten uns mit einem großen Schluck Slush in der sengenden Sommerhitze ab. Dank dieser Rückkehr zu dem, was am Mountainbiking Spaß macht, konnte ich mit meiner Leidenschaft Karriere machen und als professionelle Mountainbikerin für Rennen um die ganze Welt reisen.
Bei einem Besuch in meiner Heimat im vergangenen Herbst traf ich mich mit einem meiner besten Kumpels, Antoine Caron, einem Filmemacher und multitalentierten Shredder, um einen Film über unser altes Revier zu besprechen. Ich war mir nicht sicher, wie ich mich fühlen würde, mit meinem großen Bike die gleichen Trail-Netze zu erleben, auf denen ich als Cross-Country-Rennfahrerin trainiert hatte. Bei meiner Rückkehr fand ich frische, neue Trails vor, die mit den alten Trails verwoben waren, auf denen ich früher mein Intervall-Training durchgezogen hatte. Diese aufregenden, herausfordernden Trails boten einen erfrischenden Kontrast.
An einem der Drehtage kamen wir an einen kalten und verschneiten Parkplatz an, der am Anfang eines Trails gelegen war, und merkten, dass wir keine Lust fürs Shooting hatten. Wir trafen zufällig alte Freunde und entschieden uns, die Kamera im Auto zu lassen und einfach nur zu fahren. Unterwegs sahen wir Menschen mit strahlenden Gesichtern, die ihre Zeit auf dem Bike genossen und von den neuen Traildetails ganz begeistert waren. Es war wirklich schön zu sehen, wie sich die Trails entwickelt haben und wie sich die Mountainbike-Community in Québec verändert, um das, was ich an der Westküste vorgefunden habe, auch hier zu integrieren. Ich habe erkannt, dass das immer noch meine Leute sind. Sie haben miterlebt, wie ich aufgewachsen bin, und zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass sie meine Karriere verfolgt haben. Mir wurde klar, dass Québec immer mein Zuhause bleiben wird, auch wenn ich das XC hinter mir gelassen habe – diese zwei Dinge waren für mich vollkommen miteinander verknüpft, bis ich mit meinem großen Bike zurückkam und damit auf Tour ging!
Ein Dankeschön an Mathieu Dupuis-Bourassa aus La Vallée Bras-du-Nord, dafür, dass er allen unseren schlechten Ideen mit der Quad Follow-Cam zugestimmt hat. Ein Dankeschön an die unbekannten Baumeister der Schanze an den Bahngleisen. Und schließlich ein Dankeschön an die gesamte Crew von Les Sentiers du Moulin & LB-Cycle dafür, dass sie nicht nur großartige Trails, sondern auch eine fantastische Mountainbiking-Community in Québec aufgebaut haben.