Text von Eric Melson
Was ist das Härteste, das du je getan hast…? Weil du das im Rocky Mountain Blog liest, denkst du wahrscheinlich an die größte Herausforderung, die du auf deinem Bike gemeistert hast. Große Felsplatten? Knochige, technische Abschnitte? Sprünge über riesige Spalten?Aber ich will wissen, was das Härteste ist, das du je durchlebt hast. Für mich war der Verlust eines Traumjobs wenige Wochen, bevor alles wegen COVID heruntergefahren wurde, brutal und hat mich in einen beruflichen Strudel gezogen, durch den ich immer noch zu navigieren versuche.
Für andere (ich muss dazusagen, für viel zu viele Menschen) muss eines der härtesten Dinge in der Geschichte der Menschheit sein, dass sie aus ihrem Zuhause, ihren Gemeinden und ihrem gesamten Land wegen externer Brutalität fliehen müssen – sie müssen im wahrsten Sinne des Wortes komplett bei null anfangen. Flüchtlinge, die versuchen zu überleben und das zu beschützen, was ihnen geblieben ist (Hab und Gut, Kinder, Beruf), haben damit täglich zu tun, ohne dass Leute wie ich, deren Grundbedürfnisse und Lebensgewohnheiten gesichert sind, viel darüber nachdenken.
Ich hatte das Glück, vor ein paar Jahren eine Bikepacking-Tour im Norden Äthiopiens mit Campbell, einem meiner engsten Freunde, machen zu können. Diese Erfahrung hat etwas in mir für immer verändert. Wir sind mit unseren Bikes, ausgestattet mit Bluetooth-Lautsprechern, gefriergetrocknetem Gourmet-Essen und Funktionskleidung, direkt durch ein sudanesisches Flüchtlingscamp gefahren, und es hat mich innerlich zerrissen. Danach wusste ich, dass ich etwas tun wollte, irgendetwas, um Menschen, die ihren schlimmsten Albtraum durchleben, etwas Gutes zu tun und Mitgefühl zu zeigen.
Hier in Missoula gibt es eine wunderbare kleine Gruppe, die sich Soft Landings nennt – eine communitybasierte, gemeinnützige Gruppe, die Flüchtlings- und Einwandererfamilien mit großem Engagement beim Aufbau eines neuen Lebens hier in Montana unterstützt – achtbare Arbeit von selbstlosen Menschen, die sich mehr um andere sorgen als um sich selbst.
Es hat sich zufällig ergeben, dass im vergangenen Frühjahr der Rocky Demo-Van durch Missoula kam und eine spannende Gelegenheit mit sich brachte. Wenn wir eine Gruppe von Flüchtlingen zum ersten Mal auf Mountainbikes bringen könnten und dabei eine sichere Umgebung voller Spaß und Unterstützung böten, dann könnten wir vielleicht, wenn auch nur vielleicht, ihren Tag zu etwas Besonderem machen, ein Lächeln auf ihre Gesichter zaubern, und sie würden etwas erleben, was sie nie für möglich gehalten hätten.
Ein Plan wurde geschmiedet.
Soft Landing sollte die Nachricht verbreiten, dass es eine kostenlose Radtour in ihrer Flüchtlingsgemeinde geben werde. Rocky stellte die Räder zur Verfügung, ein örtliches Fahrradprogramm die Helme, und ich, Campbell sowie zwei meiner Rennfahrer vom Jugendförderungsprogramm sollten die Teilnehmer bei ihrer allerersten Mountainbikefahrt anleiten und unterstützten.
Im Zeitraffertempo spulen wir durch Logistik und Planung, und schon ist es soweit und wir treffen uns auf dem Parkplatz von Pattee Canyon. Kipp von Rocky war dabei, wunderschöne neue Rocky Demobikes zu entladen und vorzubereiten, Hutch und Joey markierten die Route mit leuchtend orangenen Fähnchen und Campbell und ich begrüßten die Gruppe von Flüchtlingskindern, die es nicht erwarten konnten, so richtig loszulegen (und Wassermelone zu essen).
Nach einer kurzen Lektion zu den Grundlagen des Radfahrens teilten wir uns in Gruppen auf und fuhren nacheinander die kurze 800-Meter-Runde ab. Man konnte das Lachen in der gesamten Gegend hörten – Ausrufe, Gekicher und so viel positive Energie kamen zusammen zu einem Orchester purer Freude. Es war großartig.
Die Gruppe, die ich betreute, waren alles Mädchen im Mittelschulalter, hauptsächlich aus Syrien und dem Nahen Osten. Die erste Runde, die wir absolvierten, würde ich mit dem Wort „Zitterpartie“ zusammenfassen. Einige kippten bei langsamer Geschwindigkeit um, stellenweise wurde geschoben (selbst auf flachem Terrain), aber mit jedem Pedaltritt haben wir Selbstvertrauen aufgebaut. Die zweite Runde würde ich mit dem Wort „Mumm“ zusammenfassen. Diese Mädchen waren entschlossen, die Herausforderung zu bewältigen – Eigenschaften, die ihnen vermutlich das Leben mit seinen Tief- und Rückschlägen gelehrt hat, um dahin zu kommen, wo sie jetzt sind, in Missoula, weit weg vom Bürgerkrieg.
Ich hatte meine Mädchengruppe an Campbell übergeben und einen Moment innegehalten, um zu bestaunen, was wir geschaffen hatten – eine sichere Umgebung zum Lernen, Lachen, Verbindungen knüpfen und einfach nur Spaß auf dem Rad haben. Ziel erreicht.
Als ich das Geschehen beobachtete und versuchte, ein paar Erinnerungsfotos zu machen, sah ich in meinem Augenwinkel eine verschwommene Gestalt, die mit vollem Karacho über den Parkplatz fegte und dann weiter auf den Trail. „Sieh mal an, er scheint mit dem E-Bike gut klarzukommen“. Ich konnte nicht mehr vor Lachen. Wie selbstbewusst und einfach nur schnell der Kleine fuhr – und dabei war es das allererste Mal auf dem Rad für ihn!
Ich denke oft an diesen Tag. Die Jungs und Mädchen, die ihre allererste Radtour auf einem Rocky Mountain absolvieren durften und dabei einfach nur Spaß hatten mit ihren Freunden, ohne an ihre Vergangenheit zu denken, sondern einfach nur den Moment im Jetzt genießen konnten. Ich denke daran, mit welchen Schwierigkeiten ich zukünftig noch fertigwerden muss – wie alle Menschen – und ich hoffe, dass ich dann von meiner Erfahrung mit diesen Kindern zehren kann, wenn ich den Herausforderungen gegenüberstehe und denke, wenn sie es können, kann ich es auch.