Hinter jeder Tour steht eine Gruppe von Menschen mit unterschiedlichem Background und interessanten Perspektiven. Einzeln betrachtet kamen sie an Bord, weil sie einzigartige Storys und Fähigkeiten mitbringen. Was sie jedoch untrennbar verbindet, ist die Leidenschaft fürs Mountainbiking.
Ich habe Mattias Fredriksson 2010 in der Schweiz kennengelernt. Er war mit den Dreharbeiten für den neuesten Film von Anthill Films, „Follow Me“, beschäftigt und von Anfang an unglaublich freundlich. Seine positive Art ist ansteckend, und man hat immer viel Spaß mit ihm. Scott Secco und ich haben zum ersten Mal 2014 an seinem Film „Builder“ zusammengearbeitet. Inmitten der Planung, Erstellung und dem Biking sind wir gute Freunde geworden und haben seither mehrere Projekte gemeinsam realisiert.
Durch meine Arbeit für Rocky Mountain hatte ich die Gelegenheit, mit unseren talentierten Athleten zu fahren und sie kennenzulernen. Natürlich war die Tour mit Thomas Vanderham und Remi Gauvin eine aufregende Erfahrung. Auf unserer Reise nach Norwegen konnten wir uns auch mit Veronica Vikestrand treffen, unserer Mountainbikerin vor Ort in Nordfjord. Veronica ist in Norwegen geboren und aufgewachsen und war eine echte Bereicherung auf unserer Tour.
SCOTT SECCO
RM: Wie fühlt es sich an, für einen Videodreh in ein anderes Land zu reisen, wo weder du noch die Mountainbiker die Trails kennen?
Ich arbeite in der Regel in British Columbia, wo entweder die Fahrer oder ich mit den Trails gut vertraut sind. Es ist auf jeden Fall hilfreich zu wissen, wie sich ein Track fahren lässt und wann das Licht an bestimmten Stellen am günstigsten ist. Ich verlasse mich oft auf die Erfahrung der Mountainbiker bei der Entscheidung, welche Trail-Abschnitte ich filme: wenn der Fahrer Spaß hat, kommt das auch im Film rüber.
Für mich ist es jedes Mal eine tolle Herausforderung, einen unbekannten Ort zu besuchen. Man ist gezwungen, unvoreingenommener und kreativer zu sein, weil ich keine bestimmten Aufnahmen geplant habe. Beim Reisen habe ich die Chance, mich in einzigartige Situationen mit Menschen und Kulturen zu versetzen, die sich von meinem Alltag unterscheiden. Generell würde ich sagen, dass ich eher der Kultur wegen als für das Mountainbiking reise.
RM: Wie gehst du bei der Überprüfung und Bearbeitung von Aufnahmen auf Tour vor?
Mir wurde gesagt, dass ich als Filmemacher recht einzigartig bin, weil ich nicht schlafen kann, bis ich die tagsüber gemachten Aufnahmen durchgesehen und so präzise wie möglich geschnitten habe. Dadurch, dass ich die Bearbeitung täglich erledige, ist das Material noch frisch in Erinnerung und ich weiß, welche Aufnahmen zu meinen Favoriten zählen. Außerdem habe ich am Ende eines Drehs einen groben Schnitt, der dem Endprodukt ziemlich nahe ist. Und schließlich können die Mountainbiker so sehen, was wir jeden Tag aufgenommen haben. Ich bin der Meinung, dass dieser Ansatz das Vertrauen in mich stärkt, weil sie das Ergebnis meiner Arbeit sehen können (ich brauche manchmal eine ganze Weile, um eine Aufnahme vorzubereiten). Ich weiß auch die Meinungen der Athleten zu meinen Videos zu schätzen, und Thomas und Remi hatten ein paar tolle Vorschläge für diesen Schnitt. Filmen ist ein Teamsport!
MATTIAS FREDRIKSSON
RM: Du bist in Schweden aufgewachsen und hast viele Jahre in Skandinavien Ski- und Bike-Videos gedreht. Was findest du an Norwegen besonders außergewöhnlich?
Zu allererst ist es eines der schönsten Länder der Welt. Wo immer man hinsieht, es ist einfach Wahnsinn! Als Fotograf gefällt mir dieses Land, weil eigentlich nichts schief gehen kann! Ich sage immer scherzhaft (obwohl ich es voll ernst meine), dass es schwierig ist, Pläne fürs Abendessen einzuhalten, wenn man auf einem Roadtrip durch Norwegen unterwegs ist. Ich fahre oft rechts ran, um die grandiosen Ausblicke zu fotografieren.
Ich war schon unzählige Male in meinem Leben in Norwegen, sowohl privat als auch beruflich, und von Langeweile kann noch immer nicht die Rede sein.
RM: Du hast bereits eine lange und abwechslungsreiche Karriere als Fotograf hinter dir. Wie bist du zur Bike-Fotografie gekommen?
Ich bin in Südschweden aufgewachsen, vier oder fünf Stunden südlich von Stockholm, und habe in den späten 80er Jahren mit dem Mountainbiking angefangen. Ich kann mich erinnern, als ich noch kein echtes Mountainbike hatte, wie ich den Ständer, die Schutzbleche und den Kettenschutz von meinem Fahrrad abmontiert habe, damit es mehr wie ein richtiges Mountainbike aussah. Meine Eltern waren weniger erfreut, weil ich ständig schmutzig nach Hause kam, aber mir war das egal, ich war total begeistert.
Ungefähr zur gleichen Zeit begann ich, mein eigenes Punkrock-Magazin mit dem Namen „Heavy“ zu veröffentlichen. Ich war damals Schlagzeuger in einer Band, und so habe ich zum ersten Mal meine Leidenschaft für den Journalismus entdeckt. Ich schrieb gern über Dinge, die mir wichtig waren, und mit 16 Jahren begann ich, für die Lokalzeitung zu arbeiten.
Am Anfang meiner Karriere arbeitete ich für eine Handvoll unterschiedlicher Magazine in Schweden, aber ich fand das Schreiben in Schwedisch einengend im Vergleich zur Aufnahme von Bildern, die für jeden zugänglich sind. 1996 fotografierte ich die Olympischen Spiele in Atlanta, USA, und 1999 die Weltmeisterschaft, aber ansonsten hielt ich mich vom Fotografieren von Events fern – haha. Ich konzentrierte mich auf inspirierende Storys und Reisen, weil mir das wichtig war. Das Mountainbiking fotografiere ich, weil ich selber unheimlich gerne mit dem Mountainbike unterwegs bin.
VERONICA VIKESTRAND
RM: Welches Mountainbike hattest du bei dieser Tour dabei?
Ich lebe heute in einer Kleinstadt außerhalb von Ålesund und habe schon mein ganzes Leben in dieser Gegend zugebracht. Hier wo ich wohne, am Fuß der Berge und inmitten rollender, von Fjorden unterteilter Hügellandschaften, ist es für mich etwas ganz Natürliches, im Wald und auf den Trails unterwegs zu sein. In den späten 90er Jahren habe ich mein erstes Hardtail gekauft und kurz darauf den Film „Kranked“ auf VHS. Mich haben die Geschichten aus BC so inspiriert, dass ich mir noch im selben Jahr mein erstes vollgefedertes Bike gekauft habe.
2004 habe ich es mit Downhill-Racing versucht, aber das lag mir nicht. Ich war zu gestresst, mir gingen die Nerven durch und ich kam einfach nicht klar damit, in ein Fahrformat gezwängt zu werden. Ich denke, das ist der Grund, weshalb ich mich von Anfang an mit „Kranked“ so verbunden fühlte: Ich fand das Freeriding und die Vorstellung, Mountainbikes ganz im Sinne der eigenen Kreativität zu nutzen, belebend.
RM: Als jemand, der in Norwegen geboren und aufgewachsen ist, wie hat sich deiner Meinung nach die Mountainbike-Szene in Norwegen in den letzten Jahren verändert?
Sie wächst wie verrückt an. Im ganzen Land werden neue Biketrails und Bikeparks gebaut, und die Enduro-Rennszene ist explodiert. Wir sehen auch immer mehr „Abenteuer“-Biker, die ihre Inspiration in unserer Backcountry-Ski- und Wander-Kultur finden. Das Mountainbiking hier ist völlig anders als in den Alpen oder in Nordamerika, aber die gemischten Trail-Arten, kombiniert mit der Schönheit Norwegens, sind ausgesprochen einzigartig.
RM: Wie kamst du mit Rocky Mountain in Kontakt?
Ich arbeite seit 2008 in der Bike-Branche, mit unterschiedlichen Marken. Im Moment arbeite ich für 7Blåner, die seit 2016 Rocky Mountain-Vertriebspartner sind. Ich habe Rocky Mountain und die Werte, für die die Marke steht, schon seit meinen Anfängen in den späten 90er Jahren bewundert. Die Chance, jetzt einigen ihrer legendären Athleten meine Heimat zeigen zu dürfen, ist für mich wahnsinnig aufregend.
REMI GAUVIN
RM: Welches Mountainbike hattest du bei dieser Tour dabei?
Instinct BC Edition
RM: Wie kamst du zum ersten Mal mit Rocky Mountain in Kontakt?
(Thomas) Vanderham hat mich im Februar 2014 angerufen. Damals arbeitete ich gerade auf einer Ölsandanlage im Norden Albertas. Er erzählte mir, dass Rocky Mountain ein neues Downhill-Bike, das „Maiden“, entwickelte und dass das F&E-Team auf der Suche nach Feedback von Mountainbike-Rennfahrern war. Ich hatte für die kommende Saison noch keinen Sponsor, und außerdem schien das eine coole Gelegenheit zu sein. Nach dieser ersten Saison mit dem Maiden begann ich 2016 mit Enduro-Rennen und habe mich nun als Mitglied des Rocky Mountain Race Face Teams zu einem vollen EWS-Circuit verpflichtet. Ich stehe wirklich in Thomas‘ Schuld dafür, dass er mir die Chance gegeben hat, mit an Bord zu kommen.
RM: Als EWS-Rennfahrer verbringst du viel Zeit damit, für Rennen um die Welt zu reisen. Was war an der Reise nach Norwegen, um Videoaufnahmen und Bilder zu machen, besonders cool im Vergleich zu den festgelegten Rennabläufen?
Die Rennen sind alle an unglaublich schönen Orten, aber man hat in der Regel wenig Zeit, das und alles, was um einen herum geschieht, wirklich wahrzunehmen. Bei einem EWS-Rennen ist man so auf die eigene Leistung fixiert, dass die lokale Kultur und die Schönheit dieser Orte oft zu kurz kommen. Beim Fotografieren und Filmen ist das Tempo viel langsamer und man hat wirklich Zeit, die Umgebung in sich aufzunehmen und etwas darüber zu erfahren.
THOMAS VANDERHAM
RM: Welches Mountainbike hattest du bei dieser Tour dabei?
Altitude
RM: Du reist schon lange um die Welt, um Mountainbikes zu fahren. Macht es dir noch immer Spaß, neue Orte zu sehen und nicht zu wissen, welche Biking-Erfahrung dir bevorsteht?
Absolut! Ein Aspekt, der das Filmen von Mountainbike-Videos so großartig macht, ist die Vielfalt der Umgebungen, in denen wir arbeiten dürfen. Wir können im Dschungel, in der Wüste oder irgendwo dazwischen filmen, und das ist meiner Meinung nach einer der Gründe, weshalb Biking-Videos so gut sind. Das Mountainbiking hat viele meiner eindrucksvollsten Reisen möglich gemacht, und ich bin jedes Mal begeistert, wenn ich die Chance erhalte, an einem neuen Ort zu fahren.
RM: Du warst vor über 10 Jahren in Norwegen mit dem Bike unterwegs. Worum ging es damals?
Ich war schon zweimal zuvor in Norwegen. Ich glaube, das erste Mal war 2003. Ich war neu beim Oakley-Bike-Team mit dabei und wir sind mit Wade Simmons, Kyle Strait und Cedric Gracia ziemlich weit in den Norden, nach Narvik, gereist. Das war auch das erste Mal, dass ich mit Mattias Fredriksson zusammengearbeitet und die fantastische Energie erlebt habe, die er zu einer Aufnahme mitbringt. Das zweite Mal war 2009 für ein Event, das „Anti Days of Thunder“ hieß und seiner Zeit definitiv voraus war. Die hatten ein paar riesige Schanzen gebaut, die wir testen durften, und es gab auch ein Downhill-Staffelrennen für die Teams (das, wenn ich mich nicht irre, Team Kanada gewonnen hat!). Einige der Veranstalter halfen später dabei, die FEST-Series auf die Beine zu stellen.
Die komplette Story mit Fotoserie und Video findet ihr unter „Nordvegr: Der Weg nach Norden“