ANDREW HOWIESON

Das Leben auf zwei Rädern: angetrieben von der Kraft des Sports

Life on two wheels: Harnessing the power of sport

Text von Andrew Howieson

Es war ein großes Glück für mich, dass meine Eltern 1998, als ich sieben Jahre alt war, umzogen. Denn das neue Haus, letztendlich eine leere Bauruine, ein Traum für Heimwerker mit staubbedecktem Wohnzimmerboden und Brandflecken im Teppich, lag rein zufällig in der Nähe einer heruntergekommenen BMX-Bahn. Die Jumps waren nicht viel mehr als Dreck-, Müll- und Unkrauthaufen; leere Benzinfässer und Reifen stapelten sich, und weil sämtlicher Bauschutt dort abgeladen worden war, bestand der Boden aus ebenso vielen Ziegeln und Steinen wie Erde. Wahrscheinlich war es ein Schandfleck für die örtliche Gemeinde, eine vergessene Ecke in einem Naturschutzgebiet an einer Schotterstraße. Doch diese Ecke hat mein Leben mehr verändert, als ich es mir je hätte vorstellen können.

Alles, was ich bis heute getan habe, alle Wege, die ich eingeschlagen habe, meine Gedanken, meine Freundeskreise und meine Träume für die Zukunft wurden von dieser BMX-Bahn beeinflusst. Ich erinnere mich noch an die kalte Cola, die wir im Schatten der Eukalyptusbäume tranken, daran, wie ich mir den Dreck und Kies aus den Knien und Handflächen kratzte und zum ersten Mal Sprünge ausprobierte – Erinnerungen, die für immer bleiben werden.

Mein Leben und mein Lebensweg sind letztlich dem Zufall zu verdanken. Man könnte endlos darüber streiten, ob es Schicksal oder Zufall war, aber unterm Strich ist es reines Glück, dass die vergessene, verfallene BMX-Bahn am Ende der Schotterstraße lag. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie mein Leben aussehen würde und wohin mein Weg ohne diese Chance geführt hätte. Ich möchte glauben, dass ich einen positiven Weg eingeschlagen hätte – mich mit den richtigen Leuten zusammengetan hätte und auf der richtigen Seite des Gesetzes geblieben wäre. Vielleicht würde ich in einem Unternehmen arbeiten, unter der Woche Überstunden machen, freitagnachmittags anfangen zu trinken, samstags meinen Kater auskurieren, sonntags faulenzen und montags wieder von vorne beginnen. Und das alles nur, um meinen BMW abzuzahlen, den ich geleast habe, um meine Kollegen und Kunden zu beeindrucken.

Ich hätte sicher nicht mit Wade Simmons und Andreas Hestler auf dem Gipfel des Mt. Barbour gestanden, nachdem mich ein Hubschrauber samt Fahrrad dort abgesetzt hatte. Ich wäre nicht mit einer Gruppe von Freunden durch das wunderschöne Hinterland Neuseelands getourt. Ich wäre nicht inmitten altbestehender Wälder in Tasmanien auf malerischen Singletrails unterwegs gewesen. Ich hätte nicht die Kraft und Vitalität, die ich jetzt habe. Ich hätte mich nicht in verschiedenen Unternehmen und Organisationen engagiert, um diese wunderbare Welt mit anderen zu teilen. Ohne mein Fahrrad hätte ich auch meine Lebenspartnerin Rachel nicht kennengelernt. Etwas, das so beiläufig begann, damals so unscheinbar war, hat Ursache und Wirkung gezeigt und mich zu diesem Leben geführt, ein Leben, das ich für nichts auf der Welt eintauschen würde.

Vor einigen Sommern haben ein paar von uns in unserem örtlichen Mountainbike-Club, den Yarra Ranges Mountain Bikers, ein Kinder- und Jugendfahrprogramm gestartet. Nichts allzu formelles. Wir treffen uns jeden zweiten Montag während der Sommerzeit an unseren örtlichen Trails im zentralen Hochland von Victoria und nehmen eine Gruppe von Kids aus der Umgebung für eine Stunde mit auf Fahrt. Es ist kostenlos und soll dazu beitragen, Kindern und Jugendlichen, die vielleicht niemanden in ihrem Leben haben, der sie an das Mountainbiken heranführen und ihnen helfen kann, in diesem Bereich zu wachsen, den Zugang zu Outdoor-Erlebnissen zu ermöglichen. Ich schätze mich wirklich glücklich, dass sich mir dieser Weg geöffnet hat, und es erfüllt mich mit Freude, dass das, was wir mit dem Club tun, das Leben einiger dieser Kinder für immer verändern könnte.

Jetzt, wo der Frühling naht und Sonne und Wärme zurückkehren, bin ich unglaublich dankbar, wenn ich an all die wunderbaren Menschen in meinem Leben denke, die ich durch etwas so Simples (auch wenn das immer fragwürdiger wird) wie das Fahrrad kennengelernt habe. Ich kann es kaum erwarten, mich wieder mit den jungen Bikefans aus unserem Kinder- und Jugendprogramm zu treffen, um zu sehen, wie sehr sie sich als Fahrerinnen und Fahrer weiterentwickelt haben, und um diese Entwicklung weiter voranzutreiben.

Wir sind gerade dabei, in den Yarra Ranges ein Weltklasse-Fahrradreiseziel zu schaffen. Die Regierung hat den Bau des größten Singletrail-Netzes auf der Südhalbkugel genehmigt, und World Trail hat den Bauauftrag erteilt. Als ich aufwuchs hatte ich keinen Zugang zum Mountainbiken. Ich wusste nicht, dass es das überhaupt gab. Wenn sechs oder sieben baufällige und zwielichtige Jumps mein Leben verändert haben, dann kann man sich vorstellen, was ein nachhaltiges, zugängliches Trailnetz in einigen der schönsten Wälder der Welt bewirken wird. Die Zukunft strahlt heller als je zuvor. Ich freue mich schon riesig, zu sehen, was die Investition in eine besser zugängliche Mountainbike-Infrastruktur für unseren Club, unsere Fahrerinnen und Fahrer, unser Kinder- und Jugendfahrprogramm und vor allem für unsere größere Gemeinschaft, die das Mountainbiken einfach noch nicht kennt, bedeuten wird.

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