40TH ANNIVERSARY

Der Telefonanruf, der eine Bewegung auslöste

The Phone Call that Launched a Movement
Zwei Stunden nördlich von Toronto liegt Blue Mountains Village - ein belebter Ferienort genau zwischen den kleinen Gemeinden Thornbury und Craighleith. Ein Stück westlich an einer Nebenstraße befindet sich Squire John's. Der Laden wurde 1969 eröffnet und ist seitdem zu einem festen Anlaufpunkt für Ski- und Fahrradzubehör geworden. Oh, und inzwischen ist er auf über 7 Standorte angewachsen. Und er ist seit 1992 Rocky Mountain Händler. Ganz groß.

Aber 1997 klingelte das Telefon bei Scott und Shane im Squire John's.

„Ich rief eine ganze Reihe von Geschäften an und bat um Unterstützung, aber ich hatte keinen Erfolg“, erinnert sich Michelle Ward. „Ich war damals ziemlich am Boden.“

Denn in jenem Jahr hatte Michelle, die in Jasper wohnte, eine Idee für etwas ganz Neues. Natürlich ist 1997 schon lange her. Damals war die „Szene“ noch ganz anders – vor allem für Frauen.

„Es war schwer. Ich erinnere mich an ein paar Veranstaltungen, bei denen ich die einzige Frau unter 300 Männern war. Das konnte einen schon einschüchtern.“ Michelle hatte einen Plan – ein inklusives, zugängliches Renn- und Fahrteam für Frauen, geleitet von Frauen. Sie fragte sich, ob es anderen ähnlich ging, und verschickte eine Umfrage (damals eine große Leistung, denn ganz ohne Google Forms waren hier Briefmarken, Umschläge und Faxgeräte mit im Spiel). Die Rücklaufquote lag bei 70 % – das Interesse für das, was Fly Gurlz werden sollte, war da.

Aber die Unterstützung von Läden war schwer zu finden. Ein Anruf nach dem anderen war ein Blindgänger. Nur Squire John‘s hat Michelle zurückgerufen. „Ich weiß noch, wie ich weinend durch die Wohnung lief. Es war einfach magisch.“ Den Support eines Ladens zu bekommen, mag jetzt nicht bahnbrechend erscheinen, aber denken wir zurück: Die 90er Jahre waren eine Zeit, in der die Branche scheinbar nur in Elite-Athleten investierte, die die krassesten Sachen für die krassesten VHS-Kassetten hinlegten. Michelle war auf einer ganz anderen Wellenlänge. „Die Vision, die ich hatte, war ein alltägliches Modell für alle Körperformen, alle Größen und jedes Alter. Das hat einen Weg gebahnt, wie es ihn zuvor nie gab.“

Und die Fly Gurlz haben in der Tat den Weg gebahnt. Squire John's hat Fly Gurlz schon bald mit Rocky Mountain in Verbindung gebracht. Sie versorgten die ursprünglich achtköpfige Crew mit brandneuen Rocky Mountain Blizzards. Aber dann ging es erst richtig los.

Innerhalb von drei Jahren wuchs das, was als Rennteam begann, zu einem massiven Stützpfeiler in der Community an. Über 200 Frauen nahmen an den „Learn to ride“-Kursen teil. Johnson & Johnson und die Marke Motrin wurden Titelsponsoren. Es folgten Fernsehauftritte bei Breakfast TV und WTSN. Hunderte von Frauen traten den Fly Gurlz Clubs in ganz Ontario bei. Und als erstes reines Frauen-Mountainbike-Trade Team in Nordamerika haben die Fly Gurlz-Rennfahrerinnen aus ganz Kanada Saison um Saison für Furore gesorgt. Vielleicht lag es daran, dass Inklusivität und Zugänglichkeit im Vordergrund standen. Vielleicht war es der „Nimm dich nicht zu ernst“-Vibe. Oder vielleicht waren es die Trikots mit Hawaii-Motiven, an denen man einfach nicht vorbeischauen konnte. Auf jeden Fall war es eine Kraft, die nicht zu bändigen war.

Im Jahr 2009 war nach 12 ereignisreichen Jahren Schluss mit Fly Gurlz. Wie Michelle es ausdrückt: „Für mich war die Zeit gekommen.“ Das ist nur fair – und obwohl Michelle darauf beharrt, dass Fly Gurlz immer eine Gemeinschaft war, kann man die Rolle einer zentralen Figur als ständige Antriebskraft nur schwer ignorieren.

Wenn man sich umschaut, erkennt man schnell den Einfluss der Fly Gurlz in ganz Kanada (Trail Trybe und Shred Sisters, mit denen wir zusammenarbeiten, sind nur zwei Beispiele). Der Ansatz „mehr Leute denn je zum Fahren bewegen“ mag heute ein Selbstläufer sein, aber das war 1997 noch nicht der Fall. Michelle war ihrer Zeit Jahrzehnte voraus, und Squire John's verstand von Anfang an den großen Wert dieser Vision. Diese Gleichgesinntheit ist bis heute geblieben – Michelle leitet derzeit Squire John‘s Marketing und Branding.

Squire John's ist seit fast drei Jahrzehnten Rocky Mountain-Händler. Deshalb sind wir wohl ein wenig voreingenommen, wenn wir ihn als legendären Laden bezeichnen. Jedes Geschäft, das seit 1969 weiter wächst und sich vergrößert, verdient große Anerkennung. Aber ein Geschäft, das auch eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung eines wegweisenden Rennteams und einer Community-Initiative spielen kann? Nun, man kann kaum zu einem anderen Schluss kommen.

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