Damals, als mein Bruder und ich durch die trockene spanische Wüste in die üppigen Berge Andalusiens fuhren. Von jedem etwas.
Das Mountainbiken und darüber hinaus die Bergkultur sind in meiner Identität und sogar in meinem Erbgut verankert. Vom Familienblut bis hin zu der Stadt, in der ich aufgewachsen bin, habe ich tiefe Wurzeln in der Bergkultur. Das Interessante an der Reise, die Cody und ich unternahmen, ist, dass wir uns an einem Ort wie zu Hause, aber an den anderen wie Außerirdische fühlten.
Mitten im Winter 2019 packten mein Bruder und ich unsere Fahrräder und Kletterausrüstung und flogen nach Spanien. Calgary > Frankfurt > Madrid. Es war unsere erste Überseereise, und als wir mit unserem Mietauto nach Süden in den spanischen Sonnenuntergang fuhren, hatten wir keine Ahnung, was uns erwarten würde. Fünf Stunden später erreichten wir die Wüste bei Almanzora, wo Cody und ich in einem überfüllten und frostigen Airbnb landeten. Die kleinen Feldbetten, die auf kalten Marmorfliesen aufgestellt waren, bescherten uns eine kurze Nachtruhe, bevor wir in die für uns immer noch rätselhafte Landschaft aufbrachen.
Die Januarsonne stand tief am Himmel und ergoss sich hell auf das trockene und schroffe Massiv der Sierra de Los Filabres. Was Cody und ich nicht wussten, war, dass die Wirtschaftskrise von 2008 der Arbeit britischer Investoren und Bauherren ein jähes Ende bereitet hatte. Von daher rührte das Geisterstadtgefühl, das sich durch die Straßen zog. Hier sagten sich Fuchs und Hase gute Nacht... Die Architektur bot einen starken Kontrast zwischen Slums und vergessenen Vorstädten. Halb zusammengebaute Riesenstatuen und stillgelegte Brunnen waren über die Städte verstreut. Die Straßen, durch die wir fuhren, waren mit streunenden Hunden und Katzen übersät.
Menschen, denen wir begegneten, schauten uns mit starren Blicken an. Sie verbrachten ihre Tage bei Kaffee oder Wein und balancierten die Zigaretten fein säuberlich in ihren rissigen Fingern. Wir fielen auf wie bunte Hunde, besonders in den Cafés an der Ecke, die wir in unseren noblen Trikots und mit unseren schrillen Bikes besuchten. Einen so zergliederten und kargen Teil Spaniens zu erleben, war eine erhellende Erfahrung. Wir bekamen Heimweh nach unserer behüteten Kindheit. Es ist seltsam, wie fehl am Platz wir uns fühlten, während wir uns an unsere geliebten Fahrräder klammerten, das Einzige, was uns vertraut war.
Das Fahren an sich war es, was uns dort so lange hielt, wie wir es nur aushalten konnten. Große Tagesausflüge mit langen Abfahrten, die uns in schöne weiße Dörfer führten, wo wir hausgemachte Suppe, frisches Brot und Kaffee genossen. Abgesehen von diesen Ausflügen gab es für uns wirklich nichts zu tun. Diese zwei freundlichen Kanadier fühlten sich in dieser kleinen Stadt nicht willkommen. Zwischen den Fahrten saßen wir stundenlang auf unseren kleinen Feldbetten und scrollten durch unsere Handys. Es fehlte etwas.
Die Trails in El Chorro wurden speziell für Fahrräder gebaut und hatten einen erstaunlichen Flow. Nicht nur das Fahren war aufregender, sondern auch die Menschen machten einen Unterschied. Carlos vom örtlichen Fahrradladen war unglaublich nett, hat uns auf Ausfahrten mitgenommen und uns auf lokale Kleinode hingewiesen, und auch die Leute in der Herberge waren lebhaft und großzügig. Die Zeit verging wie im Fluge, während wir die Fahrten auf unserer Liste abhakten und die Tage mit Bier und Kartenspiel ausklingen ließen. Nicht nur der tolle Boden, sondern auch die Felsen waren hervorragend. Mein Bruder und ich nahmen unsere Seile, schnallten unsere Fahrradhelme auf und gingen mit den Iren auf ein paar klassische Mehrseillängen-Touren in die Klettermassive. Als es für uns Zeit wurde, nach Hause zu fahren, wollten wir nicht gehen. Dieser Ort hatte eine fantastische Atmosphäre. Das Fahren, das Essen, die Freunde und das Klima machten ihn zu einem totalen Paradies. Aber es war an der Zeit, wieder zur Arbeit zurückzukehren und wir mussten zum Flughafen nach Madrid.
Dort verbrachten wir einen Tag, besuchten lokale Cafés und Museen. Menschen in schicken Kleidern, mit teuren Schuhen, mit salonfrischem Haarschnitt. Auch hier fielen wir auf, denn nach zwei Wochen ununterbrochenem Fahren kamen wir recht wild daher. Wieder einmal wurden wir daran erinnert, warum wir uns für unsere schönen Bergstädte entscheiden.
Ich bereue es nicht, in die Wüste gegangen zu sein. Es hat unsere Zeit im üppigen El Chorro wirklich umso besonderer gemacht. Der eigentliche Unterschied und unsere Schlussfolgerung war, dass die Verbindung mit Menschen Energie verleiht. Die richtige Dosierung hängt von der jeweiligen Person ab, aber die Verbindung ist doch essenziell, und wir haben gemerkt, wie viel einfacher es ist, wenn man eine gemeinsame Leidenschaft teilt, nämlich die Berge!